Shaw

Shaw
Shaw
 
[ʃɔː],
 
 1) Artie, eigentlich Arthur Jacob Arshawsky, amerikanischer Jazzklarinettist, * New York 23. 5. 1910; erfolgreicher Big-Band-Leader des Swingstils, Konkurrent B. Goodmans; Hits mit »Begin the beguine« (1937), »Frenesi« (1940). Trat in den 40er-Jahren nur noch sporadisch mit eigenen Bigbands oder kleinen Besetzungen (»Gramercy five«) auf, oft mit Streicherensembles; nach 1955 kaum noch als Musiker aktiv.
 
 2) George Bernard, irischer Schriftsteller, * Dublin 26. 7. 1856, ✝ Ayot Saint Lawrence (County Hertfordshire) 2. 11. 1950. Nach der Lehrzeit in einem Maklerbüro in Dublin folgte Shaw 1876 seiner Mutter, die den alkoholsüchtigen Vater verlassen hatte, nach London. Er versuchte dort als Schriftsteller Fuß zu fassen, schrieb fünf Romane, die ohne Erfolg blieben (z. B. »Cashel Byron's profession«, 1886; deutsch »Cashel Byrons Beruf«), und lebte in finanzieller Not. Im Selbststudium machte er sich mit den Schriften von K. Marx vertraut und wurde zum kämpferischen Sozialisten; 1884 schloss er sich der Fabian Society an, trat als Redner und Pamphletist hervor und setzte sich u. a. für die Rechte der Frauen, die Reform des Wahlrechts und die Abschaffung des Privateigentums ein. 1885-98 als Literatur-, Musik- und Theaterkritiker tätig, wurde er nachhaltig von den Werken H. Ibsens und R. Wagners beeindruckt (»The quintessence of Ibsenism«, 1891, deutsch »Ein Ibsenbrevier«; »The perfect Wagnerite«, 1898, deutsch »Ein Wagnerbrevier«). Er begann gesellschaftskritisch-provozierende Stücke zu schreiben, die an zeitgenössische Formtraditionen anknüpften (»well made play«, Melodrama, Farce), aber mithilfe von Diskussion, Ironie und Paradoxon soziale Missstände aufzeigen sowie die Illusionen von Figuren wie Publikum zerstören (u. a. »Widowers' houses«, 1893, deutsch »Die Häuser des Herrn Sartorius«, über Mietwucher und Spekulation; »Mrs. Warren's profession«, entstanden 1894, gedruckt 1898, deutsch »Frau Warrens Gewerbe«, über Prostitution, zunächst vom Zensor verboten). Auf diese »plays unpleasant« (unerquickliche Stücke) folgten die mehr auf Witz und Unterhaltung angelegten »plays pleasant« (u. a. »Arms and the man«, 1898, deutsch »Helden«; »Candida«, Uraufführung 1895, gedruckt 1898, deutsch) sowie die »plays for puritans« (z. B. »Caesar and Cleopatra«, entstanden 1901, gedruckt 1905, deutsch »Cäsar und Cleopatra«), die verbrauchte Illusionen von Heldentum und romantischer Liebe infrage stellen. Seither veröffentlichte Shaw seine Stücke mit ausführlichen essayistisch-polemischen Einleitungen. Während der 90er-Jahre entwickelte er unter dem Einfluss von F. Nietzsche und H. Bergson die Hypothese einer kreativen Evolution, die als biologische Urkraft (»life force«) in der Natur wirkt und den Menschen zu steter Höherentwicklung antreibt; sie liegt seinen folgenden Dramen zugrunde (»Man and superman«, 1903, deutsch »Mensch und Übermensch«; »Pygmalion«, 1912, deutsch, als Musical unter dem Titel »My fair Lady«; »Heartbreak House«, 1919, deutsch »Haus Herzenstod«, eine bittere Kulturkritik am Vorabend des Ersten Weltkriegs; »Back to Methuselah«, 1921, deutsch »Zurück zu Methusalem«, eine fünfteilige Menschheitsutopie; »Saint Joan«, 1923, deutsch »Die Heilige Johanna«). Formal entwickelte Shaw, der die Bühne als »moralische Anstalt« ansah, das zu einem offenen Schluss führende Ideendrama weiter. Seine späten Stücke tendieren verstärkt zur politischen Satire und zu grotesker Komik; sein Ton wurde resignativer (»The apple cart«, 1929, deutsch »Der Kaiser von Amerika«; »Geneva«, 1938, deutsch »Genf«). - Mit seinen über 50 Stücken trug Shaw zur Erneuerung des europäischen Theaters um die Jahrhundertwende bei; sein wachsendes Ansehen fand Niederschlag in vielen Ehrungen. 1925 erhielt Shaw den Nobelpreis für Literatur.
 
Weitere Werke: Dramen: The devil's disciple (Uraufführung1897, gedruckt 1901; deutsch Der Teufelsschüler); John Bull's other island (Uraufführung 1904, gedruckt 1907; deutsch John Bulls andere Insel); Major Barbara (Uraufführung 1905, gedruckt 1907; deutsch); The doctor's dilemma (Uraufführung 1906, gedruckt 1911; deutsch Der Arzt am Scheideweg); Androcles and the lion (Uraufführung 1912, gedruckt 1913; deutsch Androklus und der Löwe); Too true to be good (Uraufführung 1932, gedruckt 1934; deutsch Zu wahr, um schön zu sein).
 
Politische Schriften: Fabian essays in socialism (1889, mit anderen); The intelligent woman's guide to socialism and capitalism (1928; deutsch Wegweiser für die intelligente Frau zu Socialismus und Kapitalismus).
 
Theaterkritiken: Our theatres in the nineties, 3 Bände (1931).
 
Ausgaben: The standard edition of the works, 37 Bände (Neuausgabe 1931-51); Collected letters, herausgegeben von D. H. Laurence, 4 Bände (1965-88); The Bodley Head B. Shaw collected plays, herausgegeben von demselben, 7 Bände (1970-74); The diaries, 1885-1897, herausgegeben von S. Weintraub, 2 Bände (1986).
 
Romane, 4 Bände (1924); Gesammelte dramatische Werke, herausgegeben von S. Trebitsch, 12 Bände (1946-48); Die wundersame Rache und andere Geschichten, übersetzt von U. Michels-Wenz (1996).
 
 
A. Henderson: G. B. S., man of the century, 2 Bde. (Neuausg. New York 1965, Nachdr. ebd. 1972);
 E. Bentley: B. S. (London 21967);
 
G. B. S., hg. v. K. Otten u. a. (1978);
 D. H. Laurence: B. S. A bibliography, 2 Bde. (Oxford 1983);
 
G. B. S., hg. v. H. Bloom (New York 1987);
 S. Weintraub: B. S. A guide to research (University Park, Pa., 1992);
 H. Stresau: G. B. S. (52.-54. Tsd. 1993);
 M. Holroyd: B. S., Magier der Vernunft. Eine Biogr. (a. d. Engl., 1995).
 
S. The annual of B. S. studies (University Park, Pa., 1981 ff.).
 
 3) Irwin, amerikanischer Schriftsteller, * New York 27. 2. 1913, ✝ Davos (Schweiz) 16. 5. 1984; Studium am Brooklyn College, Soldat im Zweiten Weltkrieg; lebte ab 1950 meist in der Schweiz. Shaw verfasste erfolgreiche Dramen, die seine pazifistische Einstellung zum Ausdruck bringen (»Bury the dead«, 1936, deutsch »Begrabt die Toten«, Bühnenmanuskript; »The gentle people«, 1939, deutsch »Gangster«), sowie realistische, oft sozialkritische Erzählungen und wurde v. a. durch seinen antimilitaristischen Kriegsroman »The young lions« (1948; deutsch »Die jungen Löwen«) auch zum populären Romancier.
 
Weitere Werke: Romane: The troubled air (1951; deutsch Die Verschwörung); Lucy Crown (1956; deutsch); Rich man, poor man (1970; deutsch Aller Reichtum dieser Welt); Nightwork (1975; deutsch Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf); Bread upon the waters (1981; deutsch Der Wohltäter); Acceptable losses (1982; deutsch Auf Leben und Tod).
 
Ausgaben: Short stories. Five decades (1978).
 
Im Rückblick und 26 andere Gesammelte Erzählungen, übersetzt von P. Motram u. a. (1983, Auswahl); Abreise und Heimkehr, übersetzt von J. Czernicky u. a. (1985).
 
 
J. R. Giles: I. S. (Boston, Mass., 1983);
 M. Shnayerson: I. S. A biography (New York 1989).
 
 4) Richard Norman, britischer Architekt, * Edinburgh 7. 5. 1831, ✝ London 17. 11. 1912; ausgehend von der Neugotik, entwickelte Shaw einen Mischstil, der auch Elemente anderer historischer Stile einbezieht. Er baute v. a. Kirchen (Holy Trinity Church in Bingley, bei Bradford, 1864-68; zerstört), Villen und Landhäuser (Glen Andred in Sussex, 1866-68; Adcote, bei Shrewsbury, 1876-80) sowie Stadthäuser (Cheyne House und Swan House in London, 1875-77), dort ferner u. a. New Scotland Yard (1888-90) und das Piccadilly Hotel (1905-08). Er war maßgeblich beteiligt am Entwurf der ersten Gartenvorstadt Bedford Park (1878) in London.
 
 
A. Saint: R. N. S. (New Haven, Conn., 21977).
 
 5) Robert, englischer Schauspieler und Schriftsteller, * Westhoughton (County Lancashire) 9. 8. 1927, ✝ Tourmakeady (County Mayo, Irland) 28. 8. 1978; Shakespearedarsteller in Stratford-upon-Avon und in London am Old Vic (1951/52); übernahm ab 1955 zeitgenössische Rollen; beliebter Filmdarsteller (ab 1954); auch bekannt als Romancier (»The man in the glass booth«, 1967, dramatisiert 1967; verfilmt 1975) und Dramatiker (»Off the mainland«, 1956).
 
Filme: Der Clou (1973); Der weiße Hai (1975); Der scharlachrote Pirat (1976).
 
 6) Sir (seit 1915) William Napier, britischer Meteorologe und Physiker, * Birmingham 4. 3. 1854, ✝ London 23. 3. 1945; 1905-20 Direktor des Meteorological Office; arbeitete besonders über synoptische Meteorologie, Thermodynamik und aerologische Messmethoden.
 
Werk: Manual of meteorology, 4 Bände (1919-31).
 
Ausgabe: Selected meteorological papers, herausgegeben von R. G. K. Lempfert u. a. (1955).
 
 7) Woody, eigentlich Hermann Shaw, amerikanischer Jazztrompeter, * Laurinburg (North C.) 24. 12. 1944, ✝ New York 9. 5. 1989; spielte u. a. mit E. Dolphy, H. Silver, A. McCoy Tyner und A. Blakey, in den 70er- und 80er-Jahren v. a. mit eigenen Bands. Neben F. Hubbard einer der bedeutendsten Hardbop-Trompeter der 60er- und 70er-Jahre.

Universal-Lexikon. 2012.

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